Montag, 19. Dezember 2016

Angeschlagen

Es gibt Tage, da bleibt die Welt stehen.

Kranke Welt.

Da rast gestern Abend ein Lkw in ne Menschenmenge auf nem Weihnachtsmarkt in Berlin.
12 Tote, -zig Verletzte...

Wahnsinn

Vor ein paar Jahren habe ich meinem ältesten Sohn, dessen Hobby das Boxen war und in dem er es auch bis zum Sachsenmeister geschafft hat, die wohl genialste Entschuldigung für die Schule geschrieben nach einem Boxkampftag: "...möchte ich entschuldigen. Er ist leicht angeschlagen..."

Am Wochenende war ich wieder leicht angeschlagen. Zu oft in letzter Zeit schon.
Der Baum muss wie immer noch gekauft werden.

Heute sitze ich am Tisch, und wie die anderen 21 Jahre auch schon zuvor....nichts geht. Vielleicht werde ich heut abgelenkt. Bestimmt. Vielleicht kaufen wir für Vito heute noch ein neues Bett. Er schläft noch im Gitterbett und irgendwie ist er ja doch schon groß. Obwohl wir es ja so doch einfach haben. Aus unerklärlichen Gründen steigt er nicht drüber- es wäre für ihn ja ein Klaxs.

Aber zuvor werden wir das kleine Erdenbettchen besuchen. Eine Kerze anzünden und ein paar Blümchen in die Vase stellen.
Vier Tage vor Heiligabend hatte sich unser Kind aufgemacht, ein Stern zu werden. Dieses Jahr wurde ich schon eher in diese Zeit zurückversetzt. Wir waren auf einem Weihnachtsmarkt. Der Bürgermeister bat uns da, in diese kleine restaurierte Kirche aus dem 14. Jahrhundert zu gehen, um die Geschichte von Jesu Geburt zu sehen. Leider warteten wir dort sehr lange noch und Vito wartet nicht so gerne. Aber wir haben die Krippenspieler gesehen und das Maria.outfit trug schon unser Julchen vor 22 Jahren. Einen Tag vor der Aufführung haben wir den Bruder ins weiße eisige Erdenbettchen gelegt. Es wurden auch irgendwelche Lieder gesungen. Ich kann mich aber nur an Eines erinnern.

" Meinem Gott gehört die Welt...".


Ein paar Tränen kullern. Ich muss keine Fassade bewahren. Sein totes Kind im Arm zu halten, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Auch nach mehr als 20 Jahren ist das, als wäre es gestern. Auch wenn alle Welt sagt: "Er wurde erlöst. Sein Leiden hat ein Ende".

Manchmal rast mein Herz.

Ich leide heute nicht. Dankbar über diese kurze intensive Begegnung mit meinem/unseren ganz persönlichen Engel, der stets an unserer Seite wacht und dessen Platz in meinem Herzen auf ewig unserem größten "Star" gewiss ist.

Die Kerze auf unserem Grab leuchtet heute auch für die Toten und Verletzten von dem gestrigen Anschlag.










2 Kommentare:

  1. Das trifft mich tief ins Herz und die Tränen laufen. Ich fühl mit dir

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  2. Eigentlich fehlen die Worte und ich kann den Schmerz und die Trauer nur erahnen..trotzdem möchte ich einen lieben Gruß da lassen und euch wissen lassen dass ich an euch denk..ich versteh die Welt nicht mehr nach so einem Ereignis wie gestern, aber ich mach der Angst keinen Platz sondern der Hoffung.

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